IV-Vorarlberg-News

IV ruft „Jahr des Mutes“ aus – und liefert klare Visionen für Vorarlberg

Martin Ohneberg, Präsident der Industriellenvereinigung Vorarlberg, nützt den IV-Neujahrsempfang 2023 am 16. Jänner, um vor knapp 400 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft einen gesamtheitlichen Blick auf die Entwicklung Vorarlbergs abseits der tagespolitisch aktuellen Themen zu legen:

„Die letzten Jahre waren gezeichnet von Ängsten und Krisen, denen man kompromisslos begegnen musste. Nach der langsamen Normalisierung dieser Krisenherde braucht es nun aber Mut – Mut zum Abkommen des Verteilens nach Gießkannenprinzip, Mut zu unangenehmen Entscheidungen zum Wohle aller und Mut zu klaren Zielen für unseren Standort. Schließlich liegen riesige aktuelle Herausforderungen vor uns: eine unabsehbare Preisentwicklung bei der Energie, der Mitarbeitermangel, eine drohende Überalterung der Bevölkerung sowie die Notwendigkeit der Transformation, um nur einige zu nennen.“

Inhaltlich stand der Neujahrsempfang daher ganz im Zeichen des ausgerufenen „Jahr des Mutes“, denn diesen brauche es sowohl in der Politik und in der Verwaltung als auch im Unternehmertum mehr denn zuvor. Mit dem immer härter werdenden globalen Wettbewerb müsse man sich auch als Vorarlberg gesamtheitlich vorbereiten und eine ganzheitliche Strategie umsetzen, um diesem Wettbewerb zu begegnen.    

Evaluierte und erneuerte Industriestrategie als Ergebnis der größten Mitgliederbefragung der jüngeren IV-Geschichte

Aus diesem Grund wurde im Zuge des Neujahrsempfangs die evaluierte und erneuerte Industriestrategie vorgestellt. Erstmals 2016 präsentiert, wurde diese Strategie nun an die geänderten Umstände unserer Zeit angepasst. Martin Ohneberg dazu: „Eine Strategie ist etwas Lebendiges, darum halten wir es auch für zwecklos, alte Strategien in die Tonne zu treten und aus PR-Zwecken alle paar Jahre etwas komplett Neues aufzusetzen. Wir haben uns daher bewusst für einen anderen Weg entschieden und die gesamte Strategie auf den Prüfstand gestellt, evaluiert und adaptiert.“

Dieses Strategie-Update der Industriellenvereinigung für ein wettbewerbsfähiges, lebenswertes Industrieland Vorarlberg umfasst insgesamt 21 Ziele, unterteilt in die Bereiche Leben, Wirtschaften und Lernen sowie 53 Maßnahmen, wodurch diese Ziele in Vorarlberg erreicht werden können. „Die Industrie ist der bedeutendste Wirtschaftszweig in Vorarlberg, entsprechend sind wir uns auch unserer Verantwortung bewusst, die über unsere Unternehmensgrenzen hinaus bis in die Mitte der Gesellschaft reicht. Unsere Strategie umfasst also nicht nur wirtschaftliche Faktoren, sondern nimmt sich auch Themen wie dem leistbaren Wohnen, der mentalen Gesundheit oder der Bildung an. Schließlich trägt auch ein attraktiver Lebensraum zu einem starken Wirtschaftsstandort bei“, so Ohneberg.

Grundlage für die Strategie war die breiteste Mitgliederbefragung in der jüngeren Geschichte der IV. Hierfür wurden über 90 Gespräche und Interviews mit Mitgliedern und Stakeholdern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft geführt sowie eine umfassende Befragung aller 150 Mitglieder der IV-Vorarlberg abgehalten. 

Es wurde viel erreicht, aber es gibt noch mehr zu tun

Beim Rückblick auf die Maßnahmen der 2016 präsentierten Industriestrategie war zu erkennen, dass durchaus viel umgesetzt und erreicht wurde, resümiert Martin Ohneberg, der mit dem diesjährigen Neujahrsempfang auch das letzte Jahr seiner Amtszeit einläutet. „Mit der Innovationsplattform „Plattform V“, der dieses Jahr kommenden HSG-Niederlassung in Dornbirn und der internationalen Schule sind im Land Dinge gelungen, die Strahlkraft haben und unseren Standort nachhaltig prägen werden. Dasselbe gilt auch für den Expat-Service, der in wenigen Monaten vorgestellt wird. Gleichzeitig ist es uns gelungen, wichtige Diskussionen anzustoßen, wie beispielsweise zur Wälderbahn oder zur Raumplanung, auch wenn hier noch mehr getan werden muss.

Manche Herausforderungen aber sind geblieben und haben sich die letzten Jahre – oder auch Jahrzehnte – kaum verändert, beispielsweise die Investition in notwendige Infrastruktur, insbesondere der Ruf nach der S18 und dem Gleisausbau. Themen wie die Internationalisierung des Arbeitsmarktes sind gleichzeitig noch stärker in den Fokus gerückt. Hierbei schlägt die IV-Strategie eine Internationalisierungsoffensive im öffentlichen Bereich vor, genauso wie Stipendienprogramme und Relocation-Initiativen im Ausland.

Andere Herausforderungen wiederum sind aufgrund der jüngsten Vergangenheit zum ersten Mal in der Strategie inkludiert, das gilt zum Beispiel für die Themen öffentliche und mentale Gesundheit sowie Standortsicherheit. Dazu zählt auch die Energiesicherheit, denn zu hohe Preise für Energie schaffen Wettbewerbsnachteile und schaden somit der Vorarlberger Wirtschaft. 

IV liefert klare Visionen für Vorarlberg

Was das Land dringend brauche, sei aber nicht nur die Umsetzung einzelner konkreter Maßnahmen, sondern vielmehr klare Visionen und der dazugehörige Mut, auf diese hinzuarbeiten. Ohneberg dazu: „Eine Vision verleiht Richtung, gibt der Arbeit von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft einen bestimmten Zweck und vereint alle Beteiligten unter einer Idee. Damit eine Vision aber nicht zum Rohrkrepierer wird, braucht es den Mut von allen beteiligten Personen und Organisationen, diese auch durchzusetzen. Dieser Mut fehlt uns momentan in Vorarlberg. Projekte werden aufgrund von Widerstand zu schnell aufgegeben oder gar nicht erst verfolgt. Ein Beispiel: Uns alle eint der Wunsch, den Verkehr zu entlasten. Dass hierfür aber zusätzliche Gleise gebaut und dafür Flächen gesichert werden müssen – auch gegen den Wunsch einzelner Gruppen in der Bevölkerung – darf uns nicht von der Erreichung dieses Ziels abhalten. Leider aber tut es das momentan noch.“ Dasselbe gilt für die Marke Vorarlberg, die zwar eine deutliche Vision darstellt, aber ohne definierte Inhalte oder Projekte ihre Strahlkraft noch immer nicht entfalten kann.

 

Um der Vision der Industriellenvereinigung Vorarlberg für ein wettbewerbsfähiges und lebenswertes Industrieland Vorarlberg zusätzlichen Ausdruck zu verleihen, hat die IV in Zusammenarbeit mit einer Berliner Agentur drei realutopische Zukunftsbilder erarbeitet. Diese zeigen drei Orte in Vorarlberg und wie diese in der Zukunft aussehen könnten:

 

  • Das erste Bild visualisiert den Campus Vorarlberg in Dornbirn und zeigt auf, was möglich sein kann, wenn Urbanität gefördert und die Modernität mit etablierten Traditionen und Strukturen in Einklang gebracht werden würden.

 

  • Das zweite Bild zeigt einen Autobahnüberbau auf der Strecke zwischen Wolfurt und Lauterach und soll die mögliche Optimierung des uns verfügbaren Lebens- und Wirtschaftsraums in Kombination mit dem Ausbau an notwendiger Verkehrsinfrastruktur verdeutlichen.

 

  • Das dritte Bild befasst sich mit dem ‚Central Park Rheintal‘ – der Fläche zwischen Dornbirn und Lustenau – und der Vision, dass der Bau notwendiger Infrastruktur wie der S18 nicht im Widerspruch zu qualitativem Lebensraum und Naherholungsgebieten stehen muss.

 

Martin Ohneberg dazu: „Gerade das Bild des ‚Central Park Rheintal‘ mitsamt S18 zeigt deutlich, was möglich sein kann, wenn sich Politik und Gesellschaft visionär, mutig und vor allem gemeinsam für die stete Verbesserung unseres Lebensraumes einsetzen, ohne Interessen gegeneinander auszuspielen, sondern diese im Einklang miteinander durchzusetzen.“

  • Abbildungen „Utopische Grafiken“ 1 bis 3 zum Download


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