Schon lange vor den beiden Weltkriegen gab es in Vorarlberg das Bestreben der Industrie, sich zu einem Verbund zusammen zu schließen und dadurch mit lauter Stimme auf die Schwierigkeiten, mit denen man im täglichen Leben zu kämpfen hatte, aufmerksam zu machen. 1827 wurde das Ansuchen zur Gründung eines Industrievereins noch mit der Begründung des Landes „es bedarf keines Vereins, um die Staatsverwaltung auf ‚Gebrechen' aufmerksam zu machen" abgelehnt.
Im Laufe der Zeit wurden jedoch auch von Seiten der Regierung die Vorteile eines einheitlichen Sprachrohrs der Industrie erkannt und 1849 kam es zur Gründung des „Verein der Industriellen Vorarlbergs". So entstanden nach und nach immer wieder Gruppen, die als Vorläufer der heutigen Industriellenvereinigung gelten. Diese wurden durch die Umstände in den Kriegsjahren allerdings immer wieder zerschlagen.
Gründung der Industriellenvereinigung Vorarlberg
Die Initiative zur Gründung der Industriellenvereinigung Vorarlberg, so wie wir sie heute kennen, ging im Jahr 1946 von den Wienern Hans Lauda und Eugen Margaretha aus. Die Vorarlberger Industrie wurde damals von den Vorgängen in Wien durch Briefe von Lauda an die damalige Handelskammer informiert.
Am 14. März 1947, also knapp eineinhalb Jahre nach der Gründung der Bundesorganisation, wurde die Industriellenvereinigung Vorarlberg bei der konstituierenden Vollversammlung im Gasthaus Hirschen in Dornbirn aus der Taufe gehoben. KR André Gassner-Denk, damals Funktionär in der Handelskammer, wurde als erster IV-Landespräsident bestätigt.
Die Aufgaben der Industriellenvereinigung wurden in §2 in den Satzungen sehr präzise definiert: „Die Vereinigung soll in Ergänzung der gesetzlichen Berufsorganisation die Industriellen in freier und demokratischer Form zusammenfassen und das Interesse und Verständnis für industrielle Fragen pflegen." Eine Aufgabenstellung, die sich bis heute nicht verändert hat.
Strukturwandel in Vorarlbergs Industrie
Seit der Gründung dieser Interessenvertretung hat sich die Industrielandschaft sehr verändert: Die schnelle Wiederbelebung der Vorarlberger Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg brachte dem westlichsten Bundesland den Beinamen „Goldener Westen" ein und läutete eine einzigartige Erfolgsgeschichte der Textilbranche ein. Vorarlberg war zu dieser Zeit Textilland schlechthin: 1951 war die Hälfte der Erwerbstätigen in Vorarlberg im industriellen Sektor tätig, also deutlich mehr als heute. Drei von vier Arbeitnehmern verdienten ihren Lebensunterhalt in der Textilbranche.
Das Hauptproblem, mit dem die Industrie damals zu kämpfen hatte, war der Mangel an Arbeitskräften. In die 50er und 60er Jahre fällt der massive Zuzug von meist ungelernten Arbeitskräften aus dem Ausland, ohne die der Aufbau der Vorarlberger Industrie, aber auch der Bauwirtschaft, zur heutigen Bedeutung nicht möglich gewesen wäre. Anfang der 70er Jahre war jeder dritte Arbeitnehmer in der Textilindustrie nicht aus Österreich.
Erst in den 60er Jahren lernte man, unter dem Druck der steigenden Löhne, die Produktionen zu mechanisieren und zu automatisieren. Auch die Textilindustrie in Vorarlberg hat kräftig investiert und automatisiert, konnte aber dem Druck aus dem Import auf die Dauer nicht standhalten. Noch einmal stark betroffen war die exportorientierte Textilindustrie schließlich vom ersten Ölschock und der Wirtschaftskrise in den frühen 70er Jahren.
Die 80er Jahre waren vor allem durch das breite Auftreten von neuen Technologien geprägt. Der Weg in die Informationsgesellschaft wurde vorbereitet und brachte große Herausforderungen der Vorarlberger Industrieunternehmen mit sich.
Mitte der 90er Jahre war Vorarlberg schließlich kein Textilland mehr. Vor allem die Maschinen-, Metall- und Elektroindustrie hat stark aufgeholt, aber auch viele andere neue, moderne Industrien sind entstanden, sodass Vorarlberg heute ein sehr breites, gesundes Industrie-Spektrum hat.
Die Industriellenvereinigung Vorarlberg kämpfte in den vergangenen 75 Jahren quasi als „Standortanwalt" für optimale Rahmenbedingungen für die Unternehmen und wird dies auch in der Zukunft tun, damit der Wohlstand und die Lebensqualität in Vorarlberg langfristig gesichert sind.