Beim ersten „IV-Forum Digitale Transformation“ im Haus der Industrie tauschten sich Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, nationaler Verwaltung und Europäischer Kommission zu den Themen Künstliche Intelligenz (KI), Cybersecurity und den Potenzialen der Datennutzung für die Industrie aus. „Bis zum Jahr 2030 soll Österreich zu den Top-3-Digitalisierungsvorreitern in Europa gehören. Dafür müssen wir jetzt vom Reden ins Handeln kommen“, betonte der Präsident der Industriellenvereinigung (IV), Georg Knill, am heutigen Montag. Die Industrie habe mit ihrem Aktionsplan „Digital.Erfolgreich.Industrie. – Transformation zum digitalen Österreich 2030+“ konkrete Handlungsempfehlungen an die Politik und Unternehmen vorgelegt. Diese gelte es nun mit Leben zu füllen und konsequent umzusetzen.
„Die beiden vergangenen Jahre haben eindeutig gezeigt, dass Digitalisierung ein enormer Wettbewerbsvorteil für Unternehmen ist. Die Potenziale der Digitalisierung für Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze sind gerade jetzt wichtiger denn je“, so Wirtschafts- und Digitalministerin Margarete Schramböck im Rahmen der IV-Fachtagung. Megatrends wie Künstliche Intelligenz, Cybersicherheit oder Big Data bräuchten aber auch eine entsprechende politische Begleitung: „Wir sehen durch die Verfügbarkeit und Nutzbarkeit von immensen Datenmengen eine tiefgreifende Weiterentwicklung unserer Wirtschaft. Die Zukunft ist eine vollständig vernetzte Wirtschaft. Die europäische Initiative GAIA-X hat das Ziel, einen sicheren und souveränen europäischen Datenraum zu schaffen. Österreich wird sich hier aktiv einbringen.“ Zunehmende Vernetzung berge aber auch Risiken. Cyber-Vorfälle zählen nach Lieferkettenunterbrechungen zu den häufigsten Geschäftsrisiken österreichischer Unternehmen. „In Zukunft wird es nicht darum gehen, ob man einer Cyberattacke ausgesetzt sein wird, sondern wann, und wie gut man auf einen derartigen Angriff vorbereitet ist. Cybersicherheitsmaßnahmen sind die Unfallversicherung in der digitalen Welt. Hier braucht es Unterstützung für unsere Unternehmen.“ Der künftige Erfolg des österreichischen Standorts werde zudem zu einem hohen Grad davon abhängen, „wie wir Künstliche Intelligenz nutzen und Innovation vorantreiben“. “Es ist zentral, dass wir die österreichische und EU-weite Wettbewerbsfähigkeit voranbringen, auch indem für heimische Unternehmen europaweit einheitliche rechtliche und technische Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit diese in einem sicheren Umfeld KI-Lösungen entwickeln und erproben können“, so Schramböck.
„Digitalisierung und Künstliche Intelligenz sind wichtige Verbündete im Kampf gegen die Klimakrise. Nur wenn wir beides zusammen denken und miteinander verbinden, werden wir es schaffen, die gemeinsamen Chancen zu nützen und unsere Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu verbessern. Die Nutzung von Daten und KI-Anwendungen für den Klimaschutz bringt uns viele neue Lösungen – das geht von klimafreundlicher Verkehrsplanung durch KI bis hin zu besseren Recycling-Systemen, die unsere Ressourcen effizienter nutzen. Durch genau solche Anwendungen können Technologien dazu beitragen, dass wir unsere Klimaziele erreichen und gleichzeitig neue Unternehmen und Geschäftsmodelle hervorbringen“, führte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler aus.
Bei Schlüsseltechnologien wie der Künstlichen Intelligenz müssten Österreich und Europa aufholen. „Künstliche Intelligenz erhöht die Wettbewerbsfähigkeit und bietet einen enormen Hebel – unter anderem in der Mobilität, im Gesundheitswesen und in der Bildung. Auch in der Produktion eröffnen sich gewaltige Chancen, etwa durch deutlich höhere Ressourcen- und Energieeffizienz“, so Knill. Zudem würde die Nutzung, Verarbeitung und Verwertung von Daten zunehmend an Bedeutung gewinnen. Dies führe zu neuen digitalen Geschäftsmodellen und verändere massiv bestehende Wertschöpfungsketten. Dabei sei für die Industrie ein vertrauensvoller Austausch entscheidend, ein wichtiges Instrument dafür seien internationale Kooperationen, wie die Cloud-Initiative GAIA-X. Neben den Chancen der Digitalisierung brauche es aber auch Antworten auf die damit verbundenen Gefahren. „Die Bedrohung durch kriminelle Cyberaktivitäten ist für viele Betriebe bereits Realität“, so Knill. Um hier gegenzusteuern, plädiert die Industrie unter anderem für ein Cybersecurity-Kompetenzzentrum zur Stärkung der nationalen Know-how-Basis und für eine zentrale Anlaufstelle, die im Fall eines Cyberangriffs schnell und unbürokratisch Unterstützung bieten kann. Weiteren Aufholbedarf gebe es zudem bei der Verfügbarkeit von Expertinnen und Experten.