Bildung und Gesellschaft

Vorarlberg als Modellregion für Kinderbetreuung ist der logische nächste Schritt im Land

Der Präsident der Industriellenvereinigung (IV) Vorarlberg Martin Ohneberg und die Vorsitzende der Jungen Industrie (JI) Vorarlberg Katharina Rhomberg-Shebl kommen angesichts der Analyse der letztverfügbaren Kinderbetreuungszahlen zu einer klaren Erkenntnis: „Vorarlberg als Modellregion für Kinderbetreuung ist nach dem Corona-Krisenmanagement der logische nächste Schritt im Land. Die politische Umsetzungskompetenz für Verbesserungen liegt großteils direkt in Vorarlberg und nicht beim Bund. Der Aufholbedarf ist klar nachgewiesen und ein brennendes Thema. Von einer erheblichen Verbesserung profitieren Kinder im Sinne von mehr Chancengerechtigkeit, Eltern durch mehr Wahlfreiheit und die Betriebe durch weniger Fachkräftemangel. Die Positionierung Vorarlbergs, 2035 der chancenreichste Lebensraum für Kinder zu sein, ist glasklar. Es gibt also keine vernünftigen Ausreden mehr.”

Ohneberg: Aufholjagd hat begonnen, aber wir sind von der Spitze weit entfernt
Dass Vorarlberg eine Aufholjagd begonnen hat, zeigt eine Analyse der letztverfügbaren Zahlen zu den Kinderbetreuungseinrichtungen. So konnte die Kinderbetreuungsquote für Kinder unter 4 Jahren – also wie viele Kinder unter 4 Jahren eine Betreuungsmöglichkeiten in Anspruch nehmen – in den Jahren 2017/18 bis 2019/20 von 40,8% auf 42,4% verbessert werden. „Vorarlberg liegt nach wie vor im Mittelfeld Österreichs – also ist Mittelmaß – und von der Spitze weit entfernt. Wobei unser Anspruch und unser Benchmark nicht Österreich sein sollte, sondern Länder, in denen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf Vorteile für alle bringt. Nicht alles macht auch bei uns Sinn, aber vieles kann man beispielsweise von den skandinavischen Staaten lernen. In Dänemark hatten beispielsweise bereits 2018 über 63% der unter 3-Jährigen Kinder eine Betreuungsmöglichkeit, während es in Österreich lediglich 20% waren. Wir sind überzeugt, Angebot schafft Nachfrage und hilft allen“, fasst IV-Präsident Ohneberg zusammen.

Rhomberg-Shebl: Jedes Kind in Vorarlberg sollte einen Anspruch auf einen reservierten Kinderbetreuungsplatz haben
„Die Zeiten haben sich rasant geändert. Im Jahr 2021 sollte sich bei vielen politischen Entscheidungsträgern das Verständnis durchsetzen, dass jedes Kind grundsätzlich einen Anspruch auf einen reservierten, qualitativ hochwertigen, Betreuungsplatz haben sollte. Die Möglichkeit sollte für Kinder ab der Vollendung des ersten Lebensjahres bestehen. Insbesondere bei den täglichen Öffnungszeiten und den durchschnittlichen Schließtagen der Kinderbetreuungseinrichtungen hat Vorarlberg nach wie vor erheblichen Aufholbedarf“, so die Vorsitzende der Jungen Industrie in Vorarlberg, Katharina Rhomberg-Shebl. Laut letztverfügbaren Zahlen hat Vorarlberg bei den täglichen Öffnungszeiten ebenfalls aufgeholt. Allerdings gibt es in Vorarlberg am zweitmeisten Einrichtungen, die weniger als acht Stunden pro Tag geöffnet haben, also Platz 8 im Bundesländervergleich. Bei den durchschnittlichen Schießtagen ist der mittlerweile vierte Rang im Bundesdurchschnitt eine deutliche Verbesserung, aber es ist bedenklich, dass die Bundeshauptstadt Wien fast viermal weniger Schließtage wie Vorarlberg hat (7 Schließtage in Wien versus 27 Schließtage in Vorarlberg).

Vor zwei Jahren hat sich mit der „Task Force Kinderbetreuung“ eine Allianz aus verschiedenen Interessenvertretungen, Personalverantwortlichen und Betriebsräten mit dem Ziel gegründet, die Kinderbetreuungsmöglichkeiten in Vorarlberg ganzheitlich und nachhaltig zu verbessern. Die letzten Monate waren aus Sicht der Politik vom Corona-Krisenmanagement überlagert, doch jetzt ist laut Ohneberg und Rhomberg-Shebl die Zeit reif für einen „Mentalitätswechsel und signifikante Verbesserungen hin zu einer mutigen Modellregion für Kinderbetreuung in Vorarlberg."