Vorarlberg hat es sich zum Ziel gesetzt, bis 2035 zum chancenreichsten Lebensraum für Kinder zu werden. Um diese ambitionierte Vision aber auch erreichen zu können, müssen noch einige Schritte gesetzt werden. Ein wichtiger – die Verabschiedung des neuen Kinderbildungs- und -betreuungsesetzes zum 1. Jänner 2023 – ist bereits gelungen. Nun gilt es, den Ausbau des bestehenden Angebots voranzutreiben. Hierbei können betriebliche Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen, in denen sich einzelne oder mehrere Betriebe gemeinsam um die Organisation solcher Strukturen kümmern, eine entscheidende und vor allem wirkungsschnelle Rolle spielen.
Auf Initiative der Industriellenvereinigung Vorarlberg sowie der Wirtschaftskammer Vorarlberg und in Kooperation mit dem Land Vorarlberg sowie dem Vorarlberger Gemeindeverband wurde deswegen ein Info-Folder erarbeitet, in dem die verschiedenen Modelle zur betrieblichen Kinderbildung- und -betreuung dargelegt, Förderungen vorgestellt und Best-Practice Beispiele beschrieben werden. Das Ziel ist es, die Chancengleichheit unter den Kindern sowie die Wahlfreiheit für deren Eltern zu verbessern und somit auch dem allgegenwärtigen Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken, indem es Eltern erleichtert wird, ihren Wunsch nach Familie und Beruf besser vereinbaren zu können.
Betriebsinterne Kinderbildung- und -betreuung ist ein massiver Vorteil in Zeiten des Arbeitskräftemangels
Laut Elmar Hartmann, Präsident der Industriellenvereinigung Vorarlberg, geht die Vorarlberger Industrie hier schon seit vielen Jahren mit bestem Beispiel voran. Die drei im Folder präsentierten Best-Practice Beispiele – der Zwergengarten Kica, Getzners Buntstiftle und ALPLA KIDS – sind allesamt richtungsweisend. „Angesichts des immer größer werdenden Arbeitskräftemangels ist ein gutes und großes Angebot von Kinderbetreuung eines der größten Anliegen der Vorarlberger Industrie. Grundsätzlich sind wir zwar der Meinung, dass die Schaffung eines solchen Angebots eine ureigene Aufgabe der öffentlichen Hand ist, jedoch erkennen wir auch die damit verbundenen Herausforderungen für Land und Gemeinden. Viele unserer Mitglieder haben deswegen bereits betriebsinterne Einrichtungen forciert. Diese Investitionen kommen diesen Betrieben nun sehr zugute, vor allem, was das Halten und Lukrieren von Mitarbeitenden betrifft.“
Vor allem Frauen werden profitieren
„Eine frauen- und familienfreundliche Unternehmenskultur wird beim Gewinnen und Halten von Personal immer wichtiger. Hier ist eine flächendeckende und qualitative Kinderbetreuung der Schlüssel zu mehr Vereinbarkeit von Beruf und Familie, wofür die Wahlfreiheit der Eltern zwischen privaten, öffentlichen oder betrieblichen Einrichtungen wie auch den Standortgemeinden zentral ist“, erklärt Petra Kreuzer, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Vorarlberg. Betriebliche Einrichtungen als ergänzendes Angebot seien vor allem bei der Re-Integration von Frauen in den Beruf ein Wettbewerbsvorteil. „Betriebe können ihr Angebot flexibler gestalten. Dafür erwarten sie sich aber die bestmögliche Unterstützung der öffentlichen Hand, schließlich sei der Aufbau von Kinderbetreuung grundsätzlich deren Aufgabe. Auch Kooperationen in Regionen sowie zwischen kleineren Unternehmen sind möglich.“ Auch in Bezug auf Personal und Ausbildung müsse noch mehr getan werden; ohne zusätzliche Attraktivierungen wird es letztlich nicht gehen.
Betriebliche Angebote als Win-win Situation
„Bei den unter 3-Jährigen liegen wir in Vorarlberg mit einer Quote von 34,7% an institutioneller Betreuung unter den Top 3-Bundesländern in Österreich“, so Landesstatthalterin und Bildungslandesrätin Schöbi-Fink. Ihr ist es jedoch nicht nur ein Anliegen, auf bereits Erreichtes zu verweisen, sondern ambitioniert an der Weiterentwicklung des Angebots an Kinderbildung und -betreuung zu arbeiten. „Denn Bildung ist der Schlüssel zu Chancen, Perspektiven und Zukunft. Betriebliche Angebote waren und sind eine äußerst wertvolle Ergänzung zu den Einrichtungen der Gemeinden und erhöhen zudem die Attraktivität der Arbeitgeber. Das Land Vorarlberg fördert darüber hinaus die Betriebe genauso wie die Gemeinden und private Träger. Diese Win-win-Situation ist hoffentlich Anreiz dafür, dass viele neue betriebliche Einrichtungen entstehen. Der vorliegende Folder soll dazu ermutigen und dabei unterstützen.“
Wichtiger Baustein
Insbesondere Land und Gemeinden engagieren sich bereits seit Jahren gemeinsam und intensiv für den weiteren Ausbau der Kinderbetreuung, der mit großen finanziellen, personellen und organisatorischen Herausforderungen verbunden ist. Gemeinsam mit der Vorarlberger Wirtschaft wird an einem Strang gezogen, um die Vereinbarkeit von Familien- und Berufsleben noch besser sicherzustellen. „Der weitere Ausbau der betrieblichen Kinderbetreuungsangebote ist ein wichtiger Baustein, um dieses Ziel zu erreichen. Die Umsetzung des neuen Kinderbildungs- und Betreuungsgesetzes ist ein großer Kraftakt und erfordert Unterstützung und Engagement auf allen Ebenen – eben auch in Form betrieblicher Angebote“, sagt Andrea Kaufmann, Präsidentin des Vorarlberger Gemeindeverbandes.
Aufbau betriebsinterner Strukturen ist einfacher als vielfach gedacht
IV, WKV, Land Vorarlberg und der Vorarlberger Gemeindeverband möchten mit diesem Folder einer breiteren Masse an Unternehmen die Vielfalt an betriebsinternen Kinderbildungs- und -betreuungsmöglichkeiten näherbringen. Dabei gibt es Optionen für große Betriebe wie auch für mittlere und kleinere, auch durch Zusammenschlüsse; das zeigen vor allem die Best-Practice-Beispiele. Bereits jetzt gibt es ein großes Maß an vorhandener Expertise durch verschiedene Institutionen, von denen Betriebe profitieren können. „Im Folder präsentieren wir verschiedene Modelle, wie solche Einrichtungen aufgebaut werden können. Unternehmen können allein oder im Zusammenschluss einen externen Rechtsträger beauftragen, den Aufbau zu organisieren oder aber selbst einen Rechtsträgern gründen. Die Vorlaufzeit beträgt hierbei im Regelfall nicht mehr als ein Jahr und auch die Kosten halten sich für die Betriebe aufgrund der Förderinstrumente von Land, Gemeinden und Bund in Grenzen. Interessierte Betriebe sollten daher den eigenen Bedarf eruieren und im gegebenen Falle Kontakt zu den im Info-Folder angeführten Institutionen aufnehmen“, so die Partner der Initiative.
Den neuen Info-Folder „Betriebliche Kinderbetreuung in Vorarlberg“ gibt’s zum Download HIER