Modern ausgebaute Infrastruktur ist Basis für Wachstum und Klimaneutralität

Wie Genehmigungsverfahren beschleunigt werden sollten und warum das für die Energie- und Mobilitätswende so wichtig ist, zeigte die Fachtagung „Straße, Schiene, Strom“ im Haus der Industrie.

Bis 2030 soll Strom in Österreich zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie erzeugt werden. Dafür notwendig sind zusätzliche 27 Terawattstunden aus erneuerbaren Quellen – rund 50 Prozent mehr als heute. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, braucht es umgerechnet eine Verdreifachung der Windkraft, eine Verzehnfachung der Photovoltaik und eine Steigerung der Wasserkraft um 15 Prozent – und das in weniger als neun (!) Jahren. Damit ist auch klar: Die Energiewende kann nur gelingen, wenn das Tempo bei Genehmigungsverfahren ebenso ehrgeizig ist wie das 100-Prozent-Ziel des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes.

Welche Rahmenbedingungen braucht eine zukunftssichere Infrastruktur? Bei der Fachtagung „Straße, Schiene, Strom“ beschäftigten sich Experten und Unternehmensvertreter – von der energieintensiven Industrie bis zu den wichtigsten Infrastrukturbetreibern des Landes – mit Lösungsansätzen. Für alle Bereiche gilt: Energiewende und Dekarbonisierung brauchen eine modern ausgebaute Infrastruktur.

Versorgungssicherheit und wettbewerbsfähige Preise

Der entsprechende Ausbau der Energie-Infrastruktur – insbesondere von Stromleitungen – ist Grundvoraussetzung für Schritte in Richtung Elektrifizierung bzw. Dekarbonisierung in der Industrie. Denn die Umstellung auf strombasierte, klimafreundliche Industrieproduktion bedingt die permanente Verfügbarkeit von erneuerbarem Strom zu wettbewerbsfähigen Preisen in ausreichenden Mengen. Das zeigt etwa das Beispiel der geplanten Elektrifizierung der Stahlerzeugung bei der voestalpine: Bis 2030 plant das Technologieunternehmen an den Standorten Linz und Donawitz dadurch eine CO2-Einsparung von 30 Prozent.

Die Energiewende ist aber auch eine Kostenfrage: Bereits in den vergangenen fünf Jahren sind die Netzkosten für die Industrie – etwa in Nieder-, Oberösterreich oder Kärnten – um bis zu 50 Prozent gestiegen. Grund dafür sind Netz-Stabilisierungsmaßnahmen, die das Stromsystem wegen der vermehrten Einspeisung volatiler Erneuerbaren Energien stützen müssen. Für eine sichere Strom-Zukunft ist der Ausbau von Kraftwerken, Netzen und Speichern entscheidend.

Mehr Rechts- und Planungssicherheit für Projektwerber

Eine moderne Verkehrsinfrastruktur ist entscheidender Antrieb für die Mobilitätswende. Neben notwendiger Verkehrsrouten für eine Exportnation geht es auch um den Ausbau von E-Ladestationen oder den Umstieg in Richtung nachhaltiger Transport per Bahn. Die Umsetzung all dieser wichtigen Straßen-, Schienen- und Strominfrastrukturprojekte ist daher auch ein Schlüssel für wirksamen und zukunftsfähigen Klimaschutz. Dafür müssen diese Vorhaben aber zeitgerecht umgesetzt werden, was bisher nicht der Fall ist. Zwischen 2014 und 2018 hat sich die durchschnittliche UVP-Verfahrensdauer verdoppelt, während die Zahl der Anträge um die Hälfte zurückging.

Die Industrie plädiert daher für mehr Rechts- und Planungssicherheit für Projektwerber. Handlungsbedarf gibt es beim Allgemeinen Verwaltungsverfahrens-, Umweltverträglichkeitsprüfungs- und bei den Verfahren vor den Verwaltungsgerichten. Insbesondere muss das missbräuchliche Verschleppen von Verfahren verhindert werden. Zahlreiche weitere Vorschläge liegen seit geraumer Zeit am Tisch und müssen dringend umgesetzt werden. Die Nutzung des genau für solche Projekte gedachten Standort-Entwicklungsgesetzes sollte parteiübergreifend politisch unterstützt werden.

Denn, ob als Ermöglicher der Energiewende oder zentraler Antrieb für die Mobilitätswende: Eine zukunftsfitte und resiliente Infrastruktur ist essenziell für die gedeihliche Entwicklung des Wirtschafts- und Industriestandortes.

V.l.n.r.: ASFINAG-Vorstand Hartwig Hufnagl, ÖBB-CEO Andreas Matthä, APG-Vorstand Gerhard Christiner und IV-Chefökonom Christian Helmenstein: Genehmigungsverfahren beschleunigen, Wirtschaftsstandort stärken, Energiewende ermöglichen
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