Mehr Industrie = mehr Zukunft

Die Leistungen des Produktionssektors und der mit ihm verbundenen Bereiche für Österreich und die Gesellschaft werden immer wichtiger. Beim Tag der Industrie zeigte die IV, wie die Herausforderungen der Zukunft – von der klimapolitischen Transformation über Digitalisierung und Innovation bis Qualifizierung – erfolgreich bewältigt werden können. 

Dass Österreich – entgegen dem europäischen Trend – ein modernes Industrieland ist, macht sich für Wertschöpfung und Arbeitsplätze bezahlt. Von dreieinhalb Euro, die in Österreich erwirtschaftet werden, stammt ein Euro direkt aus der Industrie. Zum Vergleich: In Großbritannien ist dies nur jedes fünfte Pfund, in Frankreich sogar nur einer von fünfeinhalb Euro. Zusätzliche Effekte für die Wertschöpfung generieren die bedeutenden industrienahen Dienstleistungen. Und trotz der schwersten Wirtschaftskrise der Neuzeit bietet die Industrie in Österreich aktuell um 15 Prozent mehr Arbeitsplätze als noch vor zehn Jahren. Der Produktionssektor steht heute für mehr als eine Million Arbeitsplätze, gemeinsam mit industrienahen Dienstleistungen sogar für mehr als die Hälfte aller Beschäftigungsverhältnisse und 55 Prozent aller Löhne und Gehälter. „Auch der Aufschwung, den wir erleben, ist industriegetragen. Denn der Anteil von Produktion und unternehmensnahen Dienstleistungen am Wachstum liegt bei rund zwei Drittel“, erklärt IV-Präsident Georg Knill. Umso wichtiger ist für die Industrie, dass sie für ihre unverzichtbaren Leistungen für Österreich bestmögliche Rahmenbedingungen erhält, allen voran steuerliche Entlastung – die im Oktober präsentierte ökosoziale Steuerreform setzt hier notwendige Schritte (siehe Seite 3 und 5).

Industriestrategie denkt bis 2040 vor

Beim diesjährigen Tag der Industrie unternahm die Industriellenvereinigung deshalb nicht nur einen Rückblick auf ihre 75-jährige Geschichte und eine Bestandsaufnahme der Industrieleistungen für Österreich, sondern präsentierte mit ihrer neuen IV-Industriestrategie 2040 auch die Wegmarken für die künftige Entwicklung. Dass die Empfehlungen der Strategie den Zeitraum bis 2040 abdecken, hat einen klaren Grund, so IV-Generalsekretär Christoph Neumayer: „Wir müssen weit über die nächsten Jahre hinausdenken. Unser Erfolg ist kein Selbstläufer, sondern braucht eine kluge, weitsichtige Standortpolitik.“

„Unser Erfolg ist kein Selbstläufer, sondern braucht eine kluge, weitsichtige Standortpolitik.“

Innovation, Technologie, Qualifizierung und Digitalisierung sind dabei wichtige Säulen eines auch künftig wettbewerbsfähigen Industrielandes Österreich 2040. Vor diesem Hintergrund formuliert die IV-Strategie sieben Visionen und Kernziele für die Zukunft (siehe Seite 7). Sie umfassen sowohl die Stärkung des Unternehmertums und unternehmerischer Werte („Um zu den Weltbesten zu gehören, werden unternehmerische Freiheit, Eigenverantwortung und Solidarität gemeinsam gelebt und gestärkt.“), als auch klare Schwerpunkte in der Bildung – der Fachkräftemangel bleibt die Top-Herausforderung für die Industrie („Die Begeisterung für Technik, Informatik und Naturwissenschaften wird bereits im Laufe der Schulzeit geweckt und macht Österreich zum Land der Technikerinnen und Techniker.“). Klar ist für die IV auch, dass es zur einer Reindustrialisierung Europas im globalen Wettbewerb keine Alternative gibt. Daher gilt: „Wir entwickeln Europa zu einem modernen Industriekontinent. Europa ist ein starker Player auf der Weltbühne. Kluge Investitionen in Schlüsseltechnologien wie etwa künstliche Intelligenz machen uns zu Pionieren.“ Ziel muss es laut IV sein, Österreich schon bis 2030 unter die Top-3-Digitalisierungsvorreiter in Europa zu bringen.

„Klimapolitik ist Standortpolitik und umgekehrt – hier muss man einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen.“

Klimapolitik ist Standortpolitik

Auch weitere Internationalisierung und das Nutzen geografischer Stärken sind klare Ambitionen der Industriestrategie („Österreich pflegt hervorragende Beziehungen und vertrauensvolle Partnerschaften im europäischen und internationalen Raum, insbesondere zu unseren Nachbarn in Mittel- und Osteuropa“). Klare Positionen gibt es auch beim Thema Klimaschutz. Hier setzt die Industrie voll auf Innovationen und „Tech for Green“: „Die Industrie ist smart und green – mit Erfindergeist und ohne Verbote haben wir die Energiewende geschafft“, lautet die IV-Vision. Schon bisher zeigt sich: Die Industrie ist kein Bremser beim Klimaschutz, sondern Vorreiter. Die österreichische Papierindustrie hat etwa ihre CO2-Emissionen pro Tonne Papier seit 1990 um 40 Prozent reduziert. Auch die heimische Eisen- und Stahlindustrie ist Benchmark in der Nachhaltigkeit. IV-Präsident Georg Knill betont in diesem Zusammenhang: „Klimapolitik ist Standortpolitik und umgekehrt – hier muss man einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, der die Industrie als das mit einbezieht, was sie ist: Ein wichtiger Teil der Lösung im Kampf gegen den Klimawandel, der nachhaltig nur durch Innovation und technologische Durchbrüche, wie sie vor allem in der Industrie erzielt werden, zu gewinnen sein wird. Wer die Industrie stärkt, der stärkt auch den Klimaschutz.“ Die avisierte steuerliche Entlastung sei der Schlüssel, um Investitionen für die klimapolitische Transformation bewältigen zu können.

Weichen jetzt stellen

Wichtiges Anliegen der IV-Strategie ist auch eine massive Entbürokratisierung für Menschen und Unternehmen durch digitale staatliche Services. „Behördenwege sind vollständig digitalisiert und können durch Werkzeuge wie den fälschungssicheren elektronischen Identitätsnachweis rasch und effizient in Sekunden von überall auf der Welt erledigt werden“, so die Vision der Industriestrategie 2040. Übersehen wird in der Zukunftsstrategie auch nicht die gesellschaftspolitische Dimension, die von der IV bei ihren Aktivitäten stets mitgedacht wird: „Unsere Kinder wachsen in einem modernen Staat auf, der verantwortungsvoll mit Steuergeld umgeht. Fairness und Nachhaltigkeit werden durch ein beitragsorientiertes Pensionssystem sowie neue Anlageformen für die private Altersvorsorge gesichert. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist durch eine Beteiligung der Unternehmen und einen Ausbau der Kinderbetreuung gelungen.“ Umso wichtiger ist es, frühzeitig die Weichen für Österreichs Erfolgsgeschichte in der Zukunft zu stellen: „Wenn wir auch in 10, 20 oder 50 Jahren noch erfolgreich sein wollen, wenn wir die Zukunft für kommende Generationen positiv gestalten wollen, dann geht das nur mit Rahmenbedingungen, die es ermöglichen – und mit Menschen, die das können. Es liegt jetzt an uns, die Weichen zu stellen, damit wir mehr aus der Zukunft machen können“, so IV-Präsident Knill.

7 KERNZIELE & VISIONEN DER IV-INDUSTRIESTRATEGIE AUF EINEN BLICK

Die IV hat im vergangenen Jahr einen breiten Prozess unter Einbindung von mehr als 900 IV-Mitgliedern gestartet, an dessen Ende eine IV-Industriestrategie steht. Diese gliedert sich in drei Teile und thematisiert kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen, um die besten Rahmenbedingungen für einen starken Standort Österreich zu schaffen. Der beim Tag der Industrie präsentierte dritte Teil formuliert 7 Zukunftsvisionen für einen nachhaltig erfolgreichen Wirtschaftsstandort Österreich:

  1. Die Industrie ist für die Menschen da. W
  2. Wir gestalten mit Innovation die grünen Lösungen der Zukunft.
  3. Wir leben in einem Land der Unternehmerinnen und Unternehmer.
  4. Wir fördern die Menschen. 
  5. Wir ergreifen die Chancen der Digitalisierung.
  6. Wir schaffen für unsere Kinder eine faire Welt.
  7. Wir entwickeln Europa zu einem modernen Industriekontinent.

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