Wohin steuert der Arbeitsmarkt in Vorarlberg?

Die AK hat in ihrem kürzlich präsentierten Standort-Rating eine interessante Grafik veröffentlicht: Die Erwerbsquote in Vorarlberg steigt. Klingt gut, aber ein genauer Blick zeigt: Der Zuwachs beruht fast ausschließlich auf Teilzeitbeschäftigung. Ein Kommentar.

Mehr Arbeit, weniger Stunden – wohin steuert der Arbeitsmarkt in Vorarlberg? Im kürzlich von der AK-Vorarlberg präsentierten Standortranking fällt eine Grafik besonders auf: So ist die Zahl der Teilzeitbeschäftigten in Vorarlberg seit 2010 um fast 50 Prozent (!) gestiegen. Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten? Quasi stagnierend. Und während der Anteil an Teilzeitbeschäftigung kontinuierlich zunimmt, sinkt der Anteil an Vollzeitstellen deutlich. Der Arbeitsmarkt verändert sich – und das hat viele Ursachen: fehlende Kinderbetreuung, Work-Life-Balance, Fachkräftemangel. Aber eines ist auch klar: Es geht nicht nur um gesellschaftliche Trends, sondern auch um politische Entscheidungen. Die wiederholte Senkung der Eingangssteuersätze hat Teilzeit attraktiver gemacht – und Mehrarbeit entwertet. 

Unser Steuersystem belohnt Teilzeit – und bremst Leistung 

Wer ein paar Stunden mehr arbeitet, rutscht sofort in höhere Grenzsteuersätze, ohne dass sich der Mehraufwand spürbar lohnt. Wer mehr leisten will, wird oft steuerlich bestraft – in einem System, das mehr auf Umverteilung als auf Erwerbsanreize setzt. Das ist kein nachhaltiger Weg für eine exportorientierte Region wie Vorarlberg – und keine Lösung für den Arbeitskräftemangel in Industrie, Pflege oder Bildung. Wer mehr arbeitet, darf nicht draufzahlen – Leistung muss sich wieder lohnen! Denn ohne mehr Vollzeitbeschäftigung, ohne mehr Produktivität und ohne faire Leistungsanreize wird es schwierig, das zu erwirtschaften, was manche gerne verteilen möchten.