Neuer Leitfaden für mehr betriebliche Kinderbetreuung in Vorarlberg

IV-Vorarlberg und WKV bringen in Kooperation mit Land und Gemeindeverband einen Info-Folder für Unternehmen mit Beschreibung der verschiedenen Modelle sowie konkreten Handlungsschritten heraus.

Beim Thema Kinderbetreuung tut sich momentan einiges in Vorarlberg. Das neue Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz, seit 1. Jänner dieses Jahres in Kraft, war zwar nicht der große Wurf, den sich viele, auch wir als IV, erhofft haben, dennoch war es ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Jedenfalls hat das Gesetz dafür gesorgt, dass das Thema medial wie auch politisch ganz weit oben auf der Prioritätenliste verankert wurde. Entsprechend bemüht sich nun eine Vielzahl von Organisationen und Institutionen um eine stete Verbesserung der Bildungs- und Betreuungslandschaft im Ländle. Um die ambitionierte Vision, Vorarlberg bis 2035 zum chancenreichsten Lebensraum für Kinder werden zu lassen, aber auch erreichen zu können, muss aber noch einiges getan werden. Das gilt vor allem für die Angebotsseite: Viele Eltern erleben Jahr um Jahr, wie schwierig es sein kann, einen angemessenen Betreuungsplatz für den Nachwuchs zu ergattern. 

Unternehmerische Kinderbetreuung 

Ein Ansatz, hier Verbesserungen zu erreichen, liegt im verstärkten Ausbau der betrieblichen Kinderbildung- und -betreuung, weswegen die IV-Vorarlberg gemeinsam mit der Wirtschaftskammer sowie in Kooperation mit dem Land und dem Gemeindeverband nun einen umfassenden Info-Folder zu diesem Thema publiziert hat. Darin enthalten sind nicht nur ausführliche Beschreibungen über die diversen Modelle betrieblicher Einrichtungen sowie konkrete Handlungsschritte, an denen sich Unternehmen beim Aufbau orientieren können, sondern auch Links und Kontakte zu allen Förderungen und Organisationen, die Betriebe entsprechend beraten und unterstützen können. 

Elmar Hartmann, Präsident der Industriellenvereinigung Vorarlberg, erkennt in betrieblichen Einrichtungen den effizientesten Weg, schnell und von politischen Prozessen unabhängig Kinderbetreuungsplätze zu schaffen. „Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass die Organisation von Kinderbetreuung eine ureigene Aufgabe der öffentlichen Hand ist, jedoch erkennen wir auch die damit verbundenen Herausforderungen für Land und Gemeinden. Mit der Forcierung von betriebsinternen Kinderbetreuungsplätzen wollen wir also Abhilfe schaffen und diesen wichtigen ,Prozess unterstützen.“ 

Vereinbarkeit von Beruf und Familie 

Dass eine gut ausgebaute Kinderbetreuung auf verschiedensten Ebenen absolute Priorität haben sollte, ist schon seit einiger Zeit weithin bekannt. An oberster Stelle stehen selbstverständlich die Kinder selbst: Qualitative und allgemein verfügbare Kinderbildung- und -betreuung soll die Chancengleichheit unter den Kindern maximieren und Bildungsunterschiede minimieren. Aber auch Unternehmen – und somit Wirtschaft und Gesellschaft – profitieren enorm von gut ausgebauten Strukturen. „Unsere Industrie leidet massiv unter dem grassierenden Arbeitskräftemangel. Wenn wir es schaffen, die Wahlfreiheit für alle Eltern zu erhöhen, sodass es ihnen erleichtert wird, Beruf und Familie besser vereinbaren zu können, können wir diesen Arbeitskräftemangel zumindest etwas eindämmen“, so Hartmann. Kinderbetreuung allein reiche zwar nicht, dem Mangel an Arbeitskräften gänzlich Einhalt zu gebieten – hierfür wird es nötig sein, auch auf andere Instrumente, beispielsweise vermehrt auf qualitative Zuwanderung, zu setzen –, jedoch ist deren Ausbau laut Hartmann der effizienteste und schnellstmögliche Schritt, den man in Vorarlberg setzen könne. 

Best Practice aus Vorarlberg 

Im Info-Folder, der an Betriebe in Vorarlberg ausgeschickt wurde und auch im Internet zum Abruf zur Verfügung steht (siehe QR-Code), werden drei Best-Practice-Beispiele aus Vorarlberg beschrieben, die dazu gedacht sind, anderen Betrieben als Inspiration zu dienen. Dabei wird auch klar, dass die Organisation von betriebsinterner Kinderbildung- und -betreuung nicht nur – wie oft angenommen – für große Unternehmen eine Option ist. 

  • Beim ersten Beispiel, dem Zwergengarten Kica in Dornbirn, haben sich zum Beispiel mehrere kleine Unternehmen zusammengeschlossen und einen externen Rechtsträger mit dem Aufbau und dem laufenden Betrieb einer Kinderbetreuung betraut. In Vorarlberg gibt es sehr viel Expertise in diesem Bereich und einige Organisationen haben sich darauf spezialisiert, Unternehmen bei solchen Unterfangen zu unterstützen.
  • Auch beim zweiten Beispiel – Getzners Buntstiftle – wurde in enger Kooperation mit einem externen Rechtsträger, der Stadt Bludenz, eine betriebsinterne Kinderbetreuung aufgebaut.
  • Lediglich im dritten Beispiel, bei Alpla Kids in Hard, wurde ein eigener Rechtsträger gegründet. Im Endresultat ist zwar auch hier der laufende Betrieb vom Unternehmen entkoppelt, dennoch profitiert das Unternehmen natürlich vom gesteigerten Firmenimage und der Verfügbarkeit einer Kinderbetreuungseinrichtung, die auf die Bedürfnisse des Betriebs zugeschnitten ist. 

„In Zeiten des intensiven Wettbewerbs unter Betrieben um die klügsten und fleißigsten Köpfe hat es natürlich einen enormen Mehrwert, wenn Eltern ihre Kinder im eigenen Betrieb sicher aufgehoben und dadurch stets in der Nähe wissen“, so IV-Vorarlberg-Präsident Hartmann. Auch die Kosten halten sich für die Betriebe dank großzügiger Förderungen vonseiten des Bundes, des Landes und der Gemeinden in Grenzen. Natürlich gibt es Unterschiede von Fall zu Fall, auch variieren die Förderungen von Gemeinde zu Gemeinde, jedoch kann damit gerechnet werden, dass die Kosten für Personal und Investitionen zu einem signifikanten Teil von der öffentlichen Hand übernommen werden. 

„In Summe bieten betriebliche Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen also viele Vorteile. Zweifellos wird nicht jedes Unternehmen in der Lage sein, eine solche auch tatsächlich zu verwirklichen. Das Ziel unseres Informationsfolders ist es aber, Betriebe grundsätzlich für diese Möglichkeit zu sensibilisieren und über die notwendigen Schritte und Bedingungen zu informieren“, so Hartmann weiter. „Natürlich kann und sollte man aber nicht die ganze Verantwortung auf unsere Betriebe abwälzen. Die Politik wird in den kommenden Jahren noch einiges an Arbeit zu leisten haben, damit wir bis 2035 tatsächlich der chancenreichste Lebensraum für Kinder sind.“ Vor allem im Personalbereich warten noch einige Herausforderungen – womit wir wieder beim Arbeitskräftemangel angekommen wären. 

WEBTIPP

Zum neuen Info-Folder „Betriebliche Kinderbetreuung in Vorarlberg“ geht’s direkt hier: https://tinyurl.com/2fchvnke