Ein mutiges Zukunftsbild zur Unterflurtrasse

Die Vision zur Unterflurtrasse soll zeigen, wie viel Potenzial noch im Ausbau des Lebensraums in Seenähe steckt. 

Der erste Eindruck von Vorarlberg, wenn man per Zug von Deutschland ins Ländle reist, ist nicht gerade der ansehnlichste. Wer am Bahnhof Lochau-Hörbranz aussteigt, hat zwar einen weiten Blick über den wunderschönen Bodensee, doch um diesen auch ungetrübt genießen zu können, muss man zuerst den alten, grauen Bahnhof hinter sich lassen. Nicht zuletzt wegen dieser wenig einladenden Kulisse ringen Politik, Wirtschaft und lokale Initiativen seit Jahren um eine Neugestaltung dieses Lebensraums. Um dieser Vision deutlich Ausdruck zu verleihen, hat die Industriellenvereinigung Vorarlberg ihre Serie an realutopischen Grafiken fortgesetzt und ein Zukunftsbild zur Unterflurtrasse ausgearbeitet. Dieses soll zeigen, was möglich ist, wenn der uns zur Verfügung stehende Lebensraum nachhaltig, effizient und lebensfreundlich genutzt wird. 

Mit der vorgeschlagenen Unterflurtrasse bahnt sich in Vorarlberg also der nächste mögliche Konflikt um ein Infrastrukturprojekt an – und auch hier sind die Fronten zwischen Befürwortern und Gegnern bereits klar definiert. Zur Debatte steht aber weit mehr als die reine Praktikabilität des Vorhabens: Die Diskussionen rund um die Unterflurtrasse sind eine Fortsetzung bereits bekannter Debatten, wie man sie von der S18 oder dem Feldkircher Stadttunnel kennt, um Nachhaltigkeit und die „grundsätzliche Notwendigkeit von Infrastruktur überhaupt“. 

Die Lösung liegt auf der Hand, nur die Umsetzung ist schwierig 

Eigentlich sind sich ja alle einig, dass man zukünftig umweltbewusster bauen, reisen und transportieren muss. Ebenso einig ist man sich, dass mit der Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene – ganz gleich, ob für Personen oder Güter – hierfür bereits ein probates Mittel zur Hand ist. Wenn man also das Problem kennt und auch eine entsprechende Lösung parat hat, wo liegt dann das Problem? Wie so oft stößt es sich an der Umsetzung: Es ist eines, die Lösung zu theoretisieren, aber etwas ganz anderes, diese dann dem Zeitgeist entsprechend umzusetzen und Millionen zu allokieren, um Tausende Tonnen Beton zu verbauen. Wenn es also um den letzten Schritt geht – die konsequente politische Umsetzung der bereits bekannten und allgemein gewünschten Lösung –, wird es schwierig. Aus gesellschaftlicher Sicht ist die Angelegenheit jedenfalls klar: Der Gütertransport muss weg von der Straße, hin auf die Schiene verlegt werden. Da Vorarlberg als Exportland auf die Häfen im Norden angewiesen ist, ist man gleichermaßen auch auf die Verbindungsstrecken angewiesen. Da es aber aufgrund der aktuellen Gleiskapazitäten in erwartbarer Zeit zu Engpässen beim Transport Richtung Deutschland kommen kann, ist der Gütertransport via Schiene stark eingeschränkt. Erschwerend kommt hinzu, dass Güterzüge lauter, länger und langsamer sind, was aufgrund der Tatsache, dass die Strecke oberirdisch durch dicht besiedeltes Gebiet führt, ein Problem darstellt. Güterzüge dürfen deswegen oftmals nachts nicht fahren. 

Unterirdische Gleise bedeuten mehr Platz und mehr Lebensqualität 

Abgesehen von der wirtschaftlichen Notwendigkeit würde eine Umgestaltung des Areals aber auch massive Vorteile für den Lebensraum am See selbst bringen. Früher war die Lage direkt am See aufgrund der Hochwassergefahr sehr unbeliebt, entsprechend wurde die standfestere Infrastruktur dorthin verlegt. Heute erweist sich diese Planung als Nachteil: Die Gleise lassen das Seeufer wenig einladend erscheinen und haben – im wahrsten Sinne des Wortes – viel Entwicklungspotenzial verbaut. Darüber hinaus würde die Unterflurtrasse, wie der Name schon suggeriert, die Gleise unter den Boden verlegen, wodurch nicht nur der Lärm verbannt, sondern auch Lebensraum gewonnen werden könnte. Das Zukunftsbild der Industriellenvereinigung Vorarlberg soll diese Vision einer unterirdisch verlaufenden mehrgleisigen Zugstrecke mit neu gewonnenem Lebensraum in Seenähe verdeutlichen. Dieses Bild ist natürlich nur eine visuelle Darstellung dieser Vision und kein exakter Plan, doch zeigt es einmal mehr auf, was möglich ist, wenn die Politik im Gleichklang mit den entsprechenden Stakeholdern mutige Schritte im allgemeinen Interesse in Richtung einer nachhaltigen und noch lebenswerteren Zukunft setzt.