Der allgemeine Arbeitskräftemangel ist und bleibt ein dominierendes Thema in der Industrie. Aus diesem Grund arbeitet die Industriellenvereinigung Vorarlberg an der Einführung eines Expat-Services, der nach Vorarlberg ziehende Arbeitskräfte aus dem Ausland sowohl bei bürokratischen Hürden als auch der Integration begleitet.
Martin Ohneberg, Präsident der IV-Vorarlberg, sieht darin ein zentrales Leuchtturmprojekt seiner Organisation: „Ohne internationales Personal kann unsere Wirtschaft im Land nicht funktionieren. Dieser Logik folgt ganz Europa, daher müssen auch wir in Vorarlberg nachziehen und optimale Rahmenbedingungen schaffen, damit Arbeitskräfte aus aller Welt nicht nur nach Vorarlberg kommen, sondern sich auch wohl fühlen und bei uns bleiben.“
Der Bedarf nach mehr Engagement gerade in der Willkommenskultur wurde erst kürzlich von einer neuen Studie untermauert: InterNations, ein global agierender Expat- Verband, erhob, dass Österreich als das zweit-unfreundlichste von 52 untersuchten Länder empfunden wird.
Strukturierte Begleitung gewünscht
Besagte Umfrage bestätigt deutlich, dass ein solcher Expat-Service von den Betroffenen gebraucht und gewünscht wird.
Die Auswertung der komplexen, schriftlichen Befragung von knapp 80 zugezogenen Fachkräften aus dem Ausland lasse vor allem auf zwei wesentliche Kernaufgaben eines künftigen Expat-Service schließen, so Ohneberg: „Bürokratie und Integration sind die zwei größten Hindernisse auf dem Weg zu einer erfolgreichen internationalen Besetzung in Vorarlberg. Mehr Unterstützung bei der Bürokratie verringert die Hemmung, sich einen Umzug nach Vorarlberg anzutun; und mehr Hilfe bei der Integration erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen sich bei uns zuhause fühlen und hierbleiben.
Wichtig: Familienbetreuung
Hierbei steht vor allem die Familienkonstellation von Expats im Fokus: „79 Prozent der Expats in Vorarlberg sind verheiratet oder leben in einer Partnerschaft, und 45 Prozent haben Kinder, wovon wiederum die überwältigende Mehrheit im oder unter dem schulpflichtigen Alter ist. Um Expats bei uns zu halten, müssen wir also nicht nur dafür sorgen, dass es dem Expat, wegen dem die Familie ja nach Vorarlberg gekommen ist, gut geht, sondern der gesamten Familie, besonders den Kindern. Hier braucht es vor allem eine laufende Begleitung im Bereich der Kinderbetreuung und Schule.“ Gerade wenn es um die Schule geht, ist dabei auch wichtig, dass den Kindern auch die Möglichkeit einer internationalen Ausbildung geboten wird.
Auch die Partner von Expats müssen mitgedacht werden, so Ohneberg weiter: „Die meisten Expats kommen zu zweit nach Vorarlberg. Hier gibt es großes Potenzial, eine weitere Person für den Arbeitsmarkt zu gewinnen, die dabei aber auch spezifische Unterstützung brauchen. Auch hier kann der Expat-Service helfen.“
Kompetenzen bündeln
Integration ist aber nicht die einzige Herausforderung, so Ohneberg: “Die gegenwärtigen gesetzlichen Rahmenbedingungen sind nicht immer förderlich für die internationale Rekrutierung. Gerade die bürokratischen Vorgänge wie der Erhalt einer Rot-Weiß-Rot Karte dauern im internationalen Vergleich sehr lange und sind auch mit viel Bürokratie verbunden. Das ist vor allem bei längerfristiger Betrachtung ein Wettbewerbsnachteil für unseren Standort, obwohl wir in hohem Ausmaß auf Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen sind.“
Diese Menschen dürfen bei der Bewältigung ihrer Herausforderungen anlässlich des Umzugs nicht allein gelassen werden, so Ohneberg weiter: „Viele Städte und Regionen dieser Welt betreiben bereits einen Expat-Service und haben hervorragende Erfahrungen damit gemacht. Es ist an der Zeit, dass Vorarlberg hier nachzieht. Deshalb leiten wir die notwendigen Schritte ein, um die bürokratischen Hürden für Expats zu senken und die Integration in Vorarlberg leichter möglich zu machen.“