Vorarlberg braucht Expat-Service

Eine aktuelle Umfrage der IV-Vorarlberg und der privaten Organisation XiPat bestätigt: Vorarlberg braucht einen Expat-Service.

Der allgemeine Arbeitskräfte­mangel ist und bleibt ein do­minierendes Thema in der Industrie. Aus diesem Grund arbeitet die Industriellen­vereinigung Vorarlberg an der Einführung eines Expat-Services, der nach Vorarlberg ziehende Arbeitskräfte aus dem Ausland sowohl bei bürokratischen Hürden als auch der Integration begleitet.

Martin Ohneberg, Präsident der IV-Vorarl­berg, sieht darin ein zentrales Leuchtturm­projekt seiner Organisation: „Ohne interna­tionales Personal kann unsere Wirtschaft im Land nicht funktionieren. Dieser Logik folgt ganz Europa, daher müssen auch wir in Vorarlberg nachziehen und optima­le Rahmenbedingungen schaffen, damit Arbeitskräfte aus aller Welt nicht nur nach Vorarlberg kommen, sondern sich auch wohl fühlen und bei uns bleiben.“

Der Bedarf nach mehr Engagement gerade in der Willkommenskultur wurde erst kürz­lich von einer neuen Studie untermauert: InterNations, ein global agierender Expat- Verband, erhob, dass Österreich als das zweit-unfreundlichste von 52 untersuchten Länder empfunden wird.

Strukturierte Begleitung gewünscht

Besagte Umfrage bestätigt deutlich, dass ein solcher Expat-Service von den Betroffe­nen gebraucht und gewünscht wird.

  • So fühlen sich mit 46% nur weniger als die Hälfte der befragten Expats auch in Vorarlberg integriert.
  • Nur knapp ein Viertel (27%) fand es ein­fach, hier Freunde zu finden; 71% geben auch an, mehrheitlich Expats und keine Einheimischen als Freunde zu haben.
  • Und gefragt nach jenen Bereichen, in denen Hilfe am dringendsten gebraucht würde, gab knapp ein Drittel (32%) Be­hördengänge oder Wohnungssuche an.  

Die Auswertung der komplexen, schrift­lichen Befragung von knapp 80 zugezoge­nen Fachkräften aus dem Ausland lasse vor allem auf zwei wesentliche Kernaufgaben eines künftigen Expat-Service schließen, so Ohneberg: „Bürokratie und Integration sind die zwei größten Hindernisse auf dem Weg zu einer erfolgreichen internationalen Be­setzung in Vorarlberg. Mehr Unterstützung bei der Bürokratie verringert die Hemmung, sich einen Umzug nach Vorarlberg anzutun; und mehr Hilfe bei der Integration erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen sich bei uns zuhause fühlen und hierbleiben.

Wichtig: Familienbetreuung

Hierbei steht vor allem die Familienkons­tellation von Expats im Fokus: „79 Prozent der Expats in Vorarlberg sind verheiratet oder leben in einer Partnerschaft, und 45 Prozent haben Kinder, wovon wieder­um die überwältigende Mehrheit im oder unter dem schulpflichtigen Alter ist. Um Expats bei uns zu halten, müssen wir also nicht nur dafür sorgen, dass es dem Ex­pat, wegen dem die Familie ja nach Vorarl­berg gekommen ist, gut geht, sondern der gesamten Familie, besonders den Kindern. Hier braucht es vor allem eine laufende Be­gleitung im Bereich der Kinderbetreuung und Schule.“ Gerade wenn es um die Schu­le geht, ist dabei auch wichtig, dass den Kindern auch die Möglichkeit einer inter­nationalen Ausbildung geboten wird.

Auch die Partner von Expats müssen mit­gedacht werden, so Ohneberg weiter: „Die meisten Expats kommen zu zweit nach Vorarlberg. Hier gibt es großes Potenzial, eine weitere Person für den Arbeitsmarkt zu gewinnen, die dabei aber auch spezi­fische Unterstützung brauchen. Auch hier kann der Expat-Service helfen.“

Kompetenzen bündeln

Integration ist aber nicht die einzige Herausforderung, so Ohneberg: “Die gegen­wärtigen gesetzlichen Rahmenbedingun­gen sind nicht immer förderlich für die internationale Rekrutierung. Gerade die bürokratischen Vorgänge wie der Erhalt einer Rot-Weiß-Rot Karte dauern im inter­nationalen Vergleich sehr lange und sind auch mit viel Bürokratie verbunden. Das ist vor allem bei längerfristiger Betrach­tung ein Wettbewerbsnachteil für unseren Standort, obwohl wir in hohem Ausmaß auf Arbeitskräfte aus dem Ausland ange­wiesen sind.“

Diese Menschen dürfen bei der Bewälti­gung ihrer Herausforderungen anlässlich des Umzugs nicht allein gelassen werden, so Ohneberg weiter: „Viele Städte und Re­gionen dieser Welt betreiben bereits einen Expat-Service und haben hervorragende Erfahrungen damit gemacht. Es ist an der Zeit, dass Vorarlberg hier nachzieht. Des­halb leiten wir die notwendigen Schritte ein, um die bürokratischen Hürden für Ex­pats zu senken und die Integration in Vor­arlberg leichter möglich zu machen.“