Bürokratieabbau? Ja, bitte – aber nicht im Schneckentempo!

Im Herbst 2024 trat die neue Landesregierung mit großen Ambitionen an. Eines ihrer zentralen Versprechen: weniger Bürokratie, schnellere Verfahren, mehr Service für Bürger und Betriebe. Im Regierungsprogramm wurde sogar eine eigene Stelle für Bürokratieabbau angekündigt – ein klares Signal, das Hoffnung auf echte Entlastung machte.

Knapp ein Jahr später spüren wir davon weiter nichts.

Auf Nachfrage der Medien kam Mitte Juli 2025 schließlich die nächste Ankündigung: Die Stellen für die neue Entbürokratisierungsstelle würden „nun ausgeschrieben“. Eine überfällige Reaktion auf wachsende Ungeduld – unter anderem von uns als Industriellenvereinigung Vorarlberg.

Und jetzt?

Sieben (!) Wochen später findet sich auf der Website des Landes endlich diese Ausschreibung; also über 300 Tage nach Antritt der aktuellen Landesregierung. Mehrfach angekündigt, immer wieder verzögert – leider ein Lehrbeispiel für die systemische Trägheit, die viele Unternehmen tagtäglich erleben. Dabei ist Bürokratieabbau die einfachste Form der Entlastung; und sie kostet den Staat keinen Euro. Keine Subvention, keine Zusatzstellen – im Gegenteil: weniger Reibungsverluste, kürzere Wege, schnellere Entscheidungen. Und das alles in einem angespannten wirtschaftlichen Umfeld, in dem Tempo und Klarheit mehr zählen als je zuvor. Insgesamt benötigt die Vorarlberger Verwaltung nach der Landtagswahl also ein Jahr, um diese Anlaufstelle für den Bürokratieabbau einzurichten. Wie lange es nun wieder dauern wird, bis dieser Startschuss zu echter Bewegung führt, ist unklar. Entscheidend wird jedenfalls sein, dass dieser Schritt keine Alibiaktion bleibt, sondern mit echter Kompetenz, Wirkung und politischem Rückhalt ausgestattet wird. Wer die Bürokratie nicht bekämpft, sondern vor sich herschiebt, darf sich über wachsenden Frust in der Wirtschaft nicht wundern. Ob wir gleich eine Effizienzbehörde wie Elon Musks DOGE brauchen, sei dahingestellt. Aber eines wäre wünschenswert: dessen Tempo, dessen Pragmatismus und dessen Haltung – anpacken statt verwalten.

Was es jetzt braucht:

Eine Verwaltung mit Servicegedanken:

  • Bürger und Unternehmen sind keine Bittsteller, sondern Partner eines funktionierenden Standorts.
  • Mut zur Vereinfachung statt Angst vor Veränderung – auch bei internen Abläufen und Standards.
  • Das Bewusstsein, dass Wettbewerbsfähigkeit kein Verwaltungsvorgang ist.
  • Mehr Tempo bei wichtigen Projekten.
  • Planungssicherheit und ein „Fast-Track“-Verfahren für strategische Investitionen – etwa bei Energie-, Betriebs- und Bauvorhaben.
  • Einführung einer Plattform zur digitalen Verfahrensabwicklung – wie in Oberösterreich.
  • Weniger Regulierung, mehr Effizienz: Gesetzliche Verpflichtung zur Bürokratie-Reduktion – durch „One-in-one-out“ und „Sunset-Klauseln“ und ein „Once-only“-Prinzip bei Datenabfragen – was einmal erfasst wurde, muss nicht erneut eingereicht werden.

Wir bleiben dran – als konstruktive Stimme, als kritischer Begleiter und als Partner für einen starken Standort Vorarlberg.

Simon Kampl, MSc., Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Vorarlberg

WEBTIPP

Alle unsere Forderungen an die Landesregierung zum Thema Bürokratieabbau finden Sie im Maßnahmenkatalog der IV-Vorarlberg: https://vorarlberg.iv.at/fileadmin/user_upload/vorarlberg-iv-at/files/Publikationen/Publikationen/Massnahmenkatalog.pdf